Prusa SL1 – Es wird gedruckt!
Derzeit fertige ich Bauteile und Modelle mit Hilfe drei verschiedener Fertigungstechniken – dem Metallätzen, dem 3D-Druck und dem Laser-Cut. Da mittlerweile all meine digitalen Vorlagen als Vektorgrafiken in Adobe Illustrator entstehen, bin ich bei der Wahl der Technik relativ flexibel und kann je nach Anforderung das entsprechende Verfahren wählen. Einen Nachteil hat das ganze allerdings. In Norwegen gibt es keine Anbieter für entsprechende Auftragsarbeiten. Daher erfolgt das Ätzen und das Laserschneiden in Deutschland und der 3D-Druck in Belgien. Das dauert i.d.R. mehrere Wochen und geht dank zusätzlicher Zollgebühren ordentlich ins Geld. Aber gerade in der Planungsphase möchte man Änderungen direkt am Modell sehen, am liebsten so schnell wie möglich.
Selber ätzen ist für mich nicht aktuell, bleiben also noch 3D-Druck und Laser-Cut. Für den detailreichen Druck habe ich beim Dienstleister bisher auf “Edelstahldruck” gesetzt, da hier Wandstärken von 0,3 mm und Details von 0,2 mm zulässig sind. Dies ist aber in erster Linie für kleinste Modelle gedacht und eher als Alternative zum Metallguss zu sehen. Für den Hausgebrauch bietet sich neben dem FDM- der sogenannte SLA-Druck an. Hier wird mit UV-Licht in unterschiedlichen Verfahren Kunstharz ausgehärtet. Kosteten solche Resin-Drucker bis vor ein, zwei Jahren noch über 10.000 €, bekommt man heutzutage schon Drucker aus China für unter 300 €.
Auch im Laser-Cut Bereich gibt es schon sehr günstige Modelle, die aber etwas fragwürdig sind, was die Sicherheit betrifft. Ordentlich Laser-Cutter mit mind. 40 W Leistung und in Europa gefertigt, fangen bei knapp 4000 € an, wie z.B. der mir sehr gut gefallende FabCore der niederländischen Firma FabCreator.
Tja, nun ist ein guter Laser-Cutter mit 4000 € für den Hobbybereich doch recht teuer. Er wäre zwar fantastisch für z.B. Gebäudemodelle und in einigen Bereichen eine Alternative zum Ätzen, aber dreidimensionale Modelle sind nicht mal eben umgesetzt. Egal welche der Fertigungstechniken später angewandt werden soll, der 3D-Druck eignet sich am allerbesten für den Bau von Prototypen/Vorserienmodellen. Habe ich jedoch Lust, mich mit eventuellen Kinderkrankheiten eines zwar günstigen und recht populären 3D-Druckers von Anycubic herumzuärgern oder in einen 4500 € teuren Form3 von Formlabs zu investieren? Die Lösung kommt aus Prag. Nachdem die tschechische Firma Prusa Research mehr als erfolgreich den 3D-Druckermarkt mit ihren FDM-Druckern aufgewirbelt haben, war es 2019 an der Zeit einen SLA, genauer einen MSLA-Drucker samt Wasch- und Härtungmaschine auf den Markt zu bringen. Zwar kostet der Prusa SL1 mit 1400 € fast das Fünffache eines Anycubic Photon, allerdings sind die Fertigung und Entwicklung in Europa, die hoffentlich bessere Mechanik und Software sowie ein ausgezeichneter Service und eine Upgrade- und Ersatzteilsicherheit für mich den Mehrpreis wert. Und die für weitere 300 € erhältliche Härtungs- und Waschmaschine Prusa CW1, machen die gesundheitlich nicht ganz unbedenkliche Handhabung von Kunstharz zu einer relativ sauberen und sicheren Angelegenheit.
Vor zwei Wochen kamen dann 3 große Pakete im hohen Norden an und erste kleinere Modelle, wie Doppelspeichenräder, sowie der derzeitige Arbeitsstand des sächsischen G1 mit der Lfnr. 349 mussten für Testdrucke herhalten. Und was soll ich sagen, die ersten Ergebnisse haben meine Erwartungen weit übertroffen. Gedruckt habe ich mit einer XY-Auflösung von 0,05 mm und einer Z-Auflösung von 0,025 mm und die Qualität war beeindruckend, nahezu keine sichtbaren Druckstufen, feinste Details und Wandstärken von 0,15 mm. Und durch Änderung der Ausrichtung im Druckraum (Einfluss auf Warping und Schichtstufen), Anpassung der Belichtungzeiten (Details) und andere Kunstharze (Details) ist sicherlich noch Luft nach oben. Definitiv ein gelungener Einstieg in die eigene Fertigung von TT FineScale Modellen.